Bei der Altersvorsorge verlassen sich auch heute noch einige Menschen ausschließlich auf die gesetzliche Rente. Diese stellt zwar immer noch für die Mehrheit der Arbeitnehmer einen wichtigen Grundbaustein der Altersvorsorge dar, allerdings ist die gesetzliche Rente heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr als alleinige Altersvorsorge ausreichend. Sinnvoll ist daher eine zusätzliche private Altersvorsorge wie die Betriebsrente oder andere private Altersvorsorge Möglichkeiten wie Rentenversicherungen oder ETF Sparpläne. Warum eine zusätzliche private Altersvorsorge sinnvoll ist und welche Altersvorsorge Möglichkeiten Sie haben, erfahren Sie in diesem Artikel.
Warum Altersvorsorge?
Mit dem automatischen Einzahlen in die gesetzliche Rentenversicherung setzen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland einen wichtigen Grundbaustein für Ihre Rente. Durch die Inflation und die sinkenden Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung im Vergleich zum Lohn (Rentenlücke) reicht die gesetzliche Rente jedoch nicht mehr aus, um im Alter den Lebensstandard aus dem Berufsleben zu halten, sondern es ist sinnvoll, zusätzlich selbst vorzusorgen. Eine zusätzliche Altersvorsorge liegt in der eigenen Verantwortung und da es mehrere Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge gibt, ist es sinnvoll, sich so früh wie möglich mit dem Thema zu befassen.
Was ist die Rentenlücke?
Durch die immer älter werdende deutsche Bevölkerung verschiebt sich der Anteil der arbeitenden Bevölkerung, also Rentenbeitragszahler, zu den Menschen, die Rente empfangen. Konkret bedeutet dies, dass durch das Umlageverfahren künftig immer weniger Erwerbstätige zunehmend mehr Rentnerinnen und Rentner versorgen müssen. Dadurch wird die Rente, die man von der gesetzlichen Rentenversicherung erhält, geringer sein, als das bisherige Einkommen vor Renteneintritt. Im Vergleich dazu sinken jedoch die Ausgaben nach Eintritt in die Rente weniger stark, wodurch eine Lücke zwischen den Einnahmen und Ausgaben in der Rente entsteht. Man spricht von der sogenannten Rentenlücke. Diese kann unterschiedlich hoch ausfallen, weshalb es sinnvoll ist, die individuelle Rentenlücke zu berechnen.
Einfluss der Inflation auf die Rente
Neben der Rentenlücke spielt auch die Inflation eine wichtige Rolle bei der Betrachtung der Altersvorsorge. Die persönliche Altersvorsorge wird über einen langen Zeitraum angespart. Im Vergleich zum Startzeitpunkt des Sparens für die Altersvorsorge sind zum Zeitpunkt des Renteneintritts durch die Inflation die Preise stark gestiegen. Man spricht dabei auch von einem Kaufkraftverlust, da man sich für den gleichen Betrag in der Zukunft weniger kaufen kann.
In den letzten zwei Jahrzehnten lag die Inflationsrate in Deutschland im Durchschnitt bei ca. 1,8 Prozent. In den letzten Jahren ist die Inflationsrate jedoch stärker angestiegen. Bei der Betrachtung der Altersvorsorge sollte also berücksichtigt werden, dass das Geld zum Zeitpunkt des Renteneintritts deutlich an Wert verloren hat.
Die drei Säulen der Altersvorsorge in Deutschland
Warum es sinnvoll ist, neben der gesetzlichen Rente auch eigenständig eine private Altersvorsorge umzusetzen, wird zu Beginn des Artikels deutlich. Für ein besseres Verständnis betrachten wir nun, wie die Altersvorsorge in Deutschland nach dem Drei-Säulen-Prinzip funktioniert und welche Altersvorsorge Möglichkeiten Sie neben der gesetzlichen Rente haben.
Die erste Säule oder auch Basis für die Mehrheit der Menschen bildet die gesetzliche Rentenversicherung. Bei der zweiten Säule handelt es sich um die betriebliche Altersvorsorge, welche vom Staat gefördert wird. Zur letzten Säule zählen sämtliche Formen der privaten Altersvorsorge. Hierbei kann es sich ebenfalls um staatlich geförderte Möglichkeiten wie die Riester-Rente handeln, aber auch um nicht geförderte private Rentenversicherungen oder Sparpläne.
Das Fundament: Die gesetzliche Rente
Fast alle Angestellten zahlen automatisch jeden Monat Geld in die Deutsche Rentenversicherung (DRV) ein, welches direkt vom Bruttogehalt abgezogen wird. Dabei zahlt die eine Hälfte der Arbeitnehmer selbst, die andere Hälfte übernimmt der Arbeitgeber.
Für manche Berufsgruppen gibt es eine Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung.
Beamte zahlen beispielsweise nicht in die gesetzliche Rente ein, sondern erhalten eine Pension anstelle der Rente, welche direkt vom Staat bezahlt wird. Dies betrifft die folgenden Berufsgruppen: Lehrerinnen und Lehrer, Pfarrerinnen und Pfarrer, Polizistinnen und Polizisten, Berufssoldatinnen und -soldaten, Abgeordnete und mitunter auch Angestellte im öffentlichen Dienst.
Als weitere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung existieren berufsständische Versorgungswerke. Diese sind für die Altersvorsorge von Freiberuflern und Arbeitnehmern in Kammerberufen wie Ärztinnen und Ärzte, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Architektinnen und Architekten und Apothekerinnen und Apotheker zuständig. Die Funktionsweise ist ähnlich, da man hier ebenfalls automatisch über die Kammer einen festen Anteil des Gehaltes in das Versorgungswerk einzahlt. Selbstständige haben zudem die Möglichkeit, Rürup Verträge als alternative Altersvorsorge zu nutzen, die selbst abgeschlossen werden müssen.
Zusätzliche private Altersvorsorge
Sämtliche Alternativen zur gesetzlichen Altersvorsorge, Pension und Versorgungswerk werden als private Altersvorsorge bezeichnet.
Betriebsrente und betriebliche Altersvorsorge
Unter dem Begriff Betriebsrente werden heute häufig zwei unterschiedliche Methoden zur Altersvorsorge zusammengefasst. Seinen Ursprung hat der Begriff daher, dass das Unternehmen Beiträge für die Arbeitnehmenden in die unternehmenseigene Betriebsrente einzahlt, ohne dass die Angestellten selbst eigenes Geld dazu zahlen müssen. Also eine rein arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente.
Heute wird jedoch häufig die geförderte betriebliche Altersvorsorge (baV) bzw. Entgeltumwandlung gemeint, bei der mit einer Rentenversicherung zusätzlich fürs Alter gespart wird.
Vor und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge
Der Vorteil an der betrieblichen Altersvorsorge ist, dass die Beträge direkt vom Bruttolohn abgezogen werden und der Arbeitgeber einen Zuschuss (i.d.R. mindestens 15 Prozent) zur Altersvorsorge bereitstellt. Nachteilig ist jedoch, dass durch die betriebliche Altersvorsorge das Bruttogehalt, welches die Höhe des Betrags zur gesetzlichen Rentenversicherung bestimmt, verringert wird.
Ist die betriebliche Altersvorsorge sinnvoll?
Oft wirkt die betriebliche Altersvorsorge durch den Zuschuss des Arbeitgebers vorteilhafter, als sie eigentlich ist. Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass die gesetzliche Rente durch die betriebliche Altersvorsorge stark verringert wird. Sofern der Arbeitgeber deutlich über 15 Prozent bezuschusst, kann die betriebliche Altersvorsorge lohnend sein und eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente darstellen.
Die Riester-Rente
Eine ursprüngliche Form der privaten Altersvorsorge ist die Riester-Rente, welche durch staatliche Förderung eine attraktive Altersvorsorge Möglichkeit bieten sollte und als Fondssparplan oder Rentenversicherung verfügbar ist. Durch einige Nachteile ist sie heute jedoch nur noch für Familien oder Alleinerziehende mit mehreren Kindern sinnvoll, da es für Kinder eine hohe staatliche Förderung gibt.
Vor- und Nachteile der Riester-Rente
Vorteilhaft ist eine Riester-Rente insbesondere bei einer hohen Kinderzahl, da es hierfür einen hohen staatlichen Zuschuss gibt. Zudem ist eine lebenslange Zahlung der Rente garantiert. Auch Gutverdienende können von einer erhöhten Steuerförderung profitieren.
Nachteilig ist jedoch, dass die Verträge häufig mit hohen Kosten verbunden sind, viel bürokratischen Aufwand erfordern und sehr unflexibel sind. Wird der Vertrag beispielsweise innerhalb der Laufzeit gekündigt, müssen sämtliche staatlichen Förderungen zurückgezahlt werden. Zudem gibt es ein geringes Vertragsangebot und somit kaum Auswahl. Der monatliche Rentenbetrag wird relativ gering berechnet, sodass man sehr alt werden muss, um den gesamten eingezahlten Betrag zu erhalten.
Fazit: Lohnt sich die Riester-Rente?
Ob eine Riester-Rente sinnvoll ist, muss immer im Einzelfall betrachtet werden. Kinderreiche Familien können beispielsweise sehr von der Riester-Rente profitieren. Durch die genannten Nachteile ist die Riester-Rente allerdings für die Mehrheit und insbesondere für kinderlose Personen mittleren Einkommens, weniger sinnvoll. Für mehr Flexibilität und Ungebundenheit empfehle ich jungen Sparerinnen und Sparern eine andere Form der Altersvorsorge.
Basis- beziehungsweise Rürup-Rente
Die Rürup-Rente oder auch Basisrente wurde ursprünglich für Selbstständige konzipiert. Da sie die gesetzliche Rente komplett ersetzen kann, ist sie eine sinnvolle Möglichkeit für Personen, die nicht in die gesetzliche Rente einzahlen. Auch wenn man als Selbstständiger oder Freiberufler bereits in die gesetzliche Rente einzahlt, kann die Rürup-Rente eine gute Ergänzung darstellen. Als Arbeitnehmer ist die Rürup-Rente nur in Einzelfällen sinnvoll.
Altersvorsorge mit Versicherungen
Im Gegensatz zur Riester-Rente, Rürup-Rente und betrieblichen Altersvorsorge werden private Rentenversicherungen oder auch Private Renten erst staatlich durch Steuervorteile gefördert, wenn man im Ruhestand ist und nicht während der Phase des Sparens.
Vorteile und Nachteile einer privaten Rentenversicherung
Eine private Altersvorsorge über eine private Rentenversicherung bringt den Vorteil, dass ein Mindestbetrag der Rente unabhängig von der Lebensdauer garantiert ist und somit relativ gut planbar ist. Zudem muss nur ein Teil der ausgezahlten Rente versteuert werden.
Nachteilig ist, dass eine private Rentenversicherung durch hohe Abschlusskosten häufig recht teuer und in der Regel sehr unflexibel ist. Außerdem haben sich die Konditionen also das Verhältnis des eingezahlten Beitrags in Relation zur erhaltenen Rente innerhalb der letzten Jahre verschlechtert. Mitunter kann man dadurch mit einer privaten Rentenversicherung sogar Verluste machen, insbesondere, wenn man diese vorzeitig kündigt.
Lohnt sich eine private Rentenversicherung?
Wenn Ihnen Sicherheit extrem wichtig ist und Sie Ihre Altersvorsorge sehr genau planen möchten, kann eine private Rentenversicherung das Richtige für Sie sein. Dann ist es wichtig, nicht irgendeinen Vertrag abzuschließen, sondern verschiedene Angebote zu vergleichen. Durch die aufgeführten Nachteile wie hohe Kosten und Unflexibilität, sind private Rentenversicherungen für die Mehrheit jedoch nicht empfehlenswert.
Flexible Altersvorsorge mit Fonds und ETF-Sparplänen
Immer beliebter ist heute die flexible Altersvorsorge mit Fonds und ETF-Sparplänen. Unter einem ETF (Exchange Traded Fund) versteht man einen an der Börse gehandelten Indexfonds, welcher aus Anteilen verschiedener Unternehmen besteht. Einer der bekanntesten ETFs stellt dabei der MSCI World Index dar, welcher mehr als 2500 erfolgreiche Unternehmen weltweit abbildet und dadurch gut gestreut ist. Die private Altersvorsorge über ETFs ist besonders flexibel und selbstbestimmt und kann jederzeit angepasst werden. Daher ist sie gut für junge Leute geeignet, die sich noch nicht ihr ganzes Leben lang an eine Vorsorge binden möchten, oder auch für Personen, die Entscheidungen über die Altersvorsorge selbst treffen möchten. Es ist zwar prinzipiell möglich, ETFs im Notfall jederzeit zu verkaufen, dennoch sind auch ETFs als langfristige Anlagestrategie gedacht, um die Schwankungen an der Börse auszugleichen und eine gute Rendite zu erzielen. Auch bei geringem verfügbaren Budget ist das Investieren in ETFs sinnvoll, da man den Betrag der monatlichen Sparrate in einem Sparplan selbst bestimmen kann. So kann bereits ein monatlicher Sparplan von 25 oder 50 Euro sinnvoll sein, um erste Erfahrungen an der Börse zu sammeln.
Vor- und Nachteile der flexiblen Altersvorsorge mit ETFs
Ein großer Vorteil bei der privaten Altersvorsorge mit ETFs und Fonds ist die Flexibilität. Sparraten können jederzeit erhöht, verringert oder pausiert werden, ohne dass dafür zusätzliche Kosten anfallen. Zudem sind die insgesamt anfallenden Kosten durch kostenlose Depots und geringe anfallende Gebühren deutlich geringer als bei anderen Möglichkeiten zur Altersvorsorge. Bei gleichzeitig höheren Renditechancen als bei sicher verzinsten Produkten bieten ETFs attraktive Konditionen zur privaten Altersvorsorge. Hinzu kommt der steuerliche Vorteil durch den Steuerfreibetrag für Gewinne in Höhe von 1000 Euro.
Nachteilig an der Altersvorsorge mit Fonds und ETFs ist der erhöhte Aufwand, der durch die eigenständige Verwaltung entsteht. Zudem tragen Sie das Risiko der Altersvorsorge dabei eigenständig. Durch kurz- und mittelfristigen Kurs-Schwankungen der ETFs kann es sinnvoll sein, das ETF-Guthaben ein paar Jahre vor dem Ruhestand in einzelnen Etappen in Tages- oder Festgeld umzuschichten. Zudem muss das Geld, das aus dem Depot entnommen wird, versteuert werden.
Lohnen sich ETF zur Altersvorsorge?
Durch die geringen Risiken sind ETFs sehr gut zur mittel- und langfristigen privaten Altersvorsorge geeignet und bieten eine gute Alternative bzw. Ergänzung zu anderen privaten Altersvorsorge Strategien.
Wie viel Geld pro Monat für die Altersvorsorge in ETFs?
Wie viel Geld monatlich in ETF-Sparpläne investiert werden soll, hängt von individuellen Faktoren ab. Dabei sind insbesondere die Rentenlücke und der Haushaltsüberschuss einer Person ausschlaggebend. Unter Berücksichtigung der Inflation bieten 15 Prozent des Nettoeinkommens einen groben Richtwert für Normalverdiener als monatliche Sparrate für die Rente. Auch geringere Beträge sind sinnvoll und es ist am wichtigsten überhaupt und möglichst frühzeitig mit der privaten Altersvorsorge zu starten, um einen guten Zinseszins-Effekt zu erzielen.
Fazit zu den privaten Altersvorsorge Möglichkeiten
Für die private Altersvorsorge sind viele individuelle Faktoren ausschlaggebend und es gibt daher nicht die perfekte Altersvorsorge, die für alle Personen passt. Sinnvoll ist es daher, zunächst die eigene Situation zu prüfen und die individuelle Rentenlücke zu berechnen. Außerdem sollten Sie sich einen Überblick über das monatlich verfügbare Einkommen verschaffen. Sinnvoll ist häufig eine Kombination mehrerer Möglichkeiten zur Altersvorsorge. Dabei sind oft insbesondere ETF-Sparpläne als Ergänzung zur gesetzlichen Rente sinnvoll. Um die optimale Altersvorsorge für Ihre Situation zu finden, können Sie gerne einen unverbindlichen Beratungstermin mit mir vereinbaren, indem wir die Faktoren gemeinsam prüfen und einen individuellen Plan für Ihre privaten Altersvorsorge erstellen.